Wer sich ausführlich mit Gesundheit oder den Ursachen von Erkrankungen beschäftigt, trifft irgendwann auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. In der Landwirtschaft wird Glyphosat häufig vor der Aussaat eingesetzt, um bestehende Unkräuter zu beseitigen, ohne später keimende Kulturpflanzen zu schädigen. Es wurde ursprünglich durch Monsanto entwickelt, seit Ablauf des Patents wird es durch weitere Firmen vertrieben.
Ich habe von dem Wirkstoff über die Medien erfahren, da immer wieder Prozesse verhandelt werden, in denen Kläger gesundheitliche Probleme auf Glyphosat zurückführen. Hierbei geht es immer wieder um Krankheitsfälle, die auf die Verwendung des Unkrautvernichtungsmittels zurückgeführt werden. Die Firma Bayer, Muttergesellschaft von Monsanto, wurde mehrfach mit hohen Strafen belegt. Seit 2016 wurden 172.000 Klagen eingereicht [5]. Die WHO-Agentur IARC stufte Glyphosat 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" beim Menschen ein, während andere Behörden (EFSA, ECHA) dies nicht bestätigten.
Glyphosat wirkt als systemisches Breitbandherbizid, das gezielt in den Stoffwechsel von Pflanzen eingreift. Es zielt auf ein Enzym, welches für die Erzeugung bestimmter Aminosäuren erforderlich ist - die 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat-Synthase (EPSPS). Es ist Bestandteil eines Stoffwechselweges, der in Pflanzen, Bakterien und Viren vorkommt. Im Menschen werden diese Aminosäuren über andere Wege synthetisiert:
Glyphosat kommt auf ca. 31% der Acker- und 4% der Grünlandflächen in Deutschland zum Einsatz [1]. Es wirkt auf alle Organismen, die den beschriebenen Stoffwechselweg aufweisen. Welche Organismen besonders betroffen sind, hängt von der Art der EPSPS ab, von der es unterschiedlich empfindliche Klassen gibt [3]. Einige Organismen sind resistent oder haben Resistenten entwickelt, z.B. E. Coli Bakterien.
Als Mikrobiom wird die Gesamtheit aller Mikroorganismen eines Systems oder eines Teilsystems bezeichnet. Dieses System kann ein Gewässer sein, ein Mensch, ein Tier oder auch unser Planet. Ein Beispiel für ein Teilsystem ist unser Magen-Darm-Trakt.
Durch Glyphosat werden Mikroorganismen, je nach Anfälligkeit, gehemmt. Dies reduziert die Vielfalt des exponierten Mikrobioms, da sensible Organismen zugrunde gehen, resistente Organismen erhalten einen Selektionsvorteil und werden gestärkt.
Zu den Bakterienstämmen, die geschwächt werden, zählen Laktobakterien und Bifidobakterien. Beide tragen zum Schutz der Darmbarriere bei, indem
DNA-Forschungen zeigen, dass bis zu 26% der Bakterien des menschlichen Darms empfindlich auf Glyphosat reagieren.
Angesichts der vielen Einflussfaktoren auf unser Mikrobiom ist noch unklar, wie relevant der Einfluss durch Unkrautvernichtungsmittel ist. Um deren Effekte auf die Gesundheit nachweisen zu können, sind große Untersuchungen nötig.
Quellen